
Flüge in die Freiheit für journalistischen Mut
Wo wir weiterhin helfen wollen
Von Helga Montag
In Leipzig ist kurz vor Ostern ein Flugzeug mit Afghaninnen und Afghanen gelandet, die sich in ihrem Land für Menschenrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit engagiert hatten. Drei weitere Flüge im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms, das das Auswärtige Amt entwickelt hatte, sollen noch folgen. In Deutschland wird wenig über die Arbeit und den Mut der Ausgeflogenen gesprochen, Thema ist für die Mitglieder der künftigen schwarz-roten Regierung eher die Innere Sicherheit, die durch die Flüchtlinge angeblich gefährdet wird. In den USA hat die Trump-Administration angekündigt, Afghaninnen und Afghanen, die sie im Sommer 2021 in die USA ausgeflogen hatte, wieder auszuweisen. Pakistan, bislang das Aufnahmeland Nummer Eins für afghanische Geflüchtete, droht den Flüchtlingen mit der Zurückschiebung nach Afghanistan. Bis Ende April sollen sie das Land verlassen haben.
JhJ hat versucht, gefährdeten Kolleginnen und Kollegen aus Afghanistan zu helfen - wo auch immer sie sich versteckt hielten oder gestrandet waren. Manchmal in Afghanistan, manchmal im Iran, die meisten in Pakistan. Dort droht ihnen nun die Auslieferung ans Land der Taliban, in dem ihre Daten digital gespeichert sind, weil die Amerikaner die dazu nötigen Geräte zurückgelassen haben. Seit Wochen bekommt JhJ verzweifelte Botschaften und Berichte aus Pakistan, wo die Geflüchteten von der Polizei schikaniert werden, wo sie sich nicht mehr auf die Straße trauen, weil Drohungen und Verhaftungen an der Tagesordnung sind. Pakistanische Visa werden nur noch für eine kurze Dauer und zu immer höheren Preisen vergeben.
Wir von JhJ müssen immer öfter auf diese Mails antworten, dass wir nicht nachhaltig helfen können. Weil Deutschland kaum Visa vergibt, weil anderswo auch kaum Menschen aus Afghanistan aufgenommen werden, weil vom UNHCR unterstützte humanitäre Visa in anderen Staaten rar sind und jetzt noch rarer werden. Wir haben in vielen Fällen in Pakistan wenigstens finanzielle Unterstützung geleistet, wenn den Geflüchteten das Geld ausging, wenn Kinder geboren oder krank wurden, medizinische Behandlung notwendig war.
Am nachhaltigsten konnten wir Hilfe leisten, wenn die Familien schon Visa für ein Drittland erhalten hatten, aber ihr Geld nicht mehr für einen Flug in die Freiheit reichte. Frankreich und Spanien gewährten bislang die meisten humanitären Visa. Jetzt, da sich die Lage in Pakistan zuspitzt und die KollegInnen und Kollegen um ihr Leben fürchten, wenn sie dem Taliban-Regime ausgeliefert werden, haben wir die Anträge auf Unterstützung für die Flugkosten beschleunigt und prioritär behandelt. Auch wenn das die teuerste Hilfeleistung ist, es ist die effektivste.
2600 Menschen aus Afghanistan haben nach Angaben des Auswärtigen Amtes noch eine gültige Aufnahmezusage der Bundesrepublik. Seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2020 haben sie schreckliche Zeiten erlebt: Not, Armut, Angst, Flucht, Bedrohung; die Verbannung von Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben;
Gewalt, Folter und Gefängnis.
Es geht uns gut in Deutschland. Wir sollten helfen, so gut wir können, und nicht auf die hören, die leichtfertig über die Nöte von bedrängten und verfolgten Menschen hinweg gehen und ihre Fluchtgründe missachten. Das haben wir uns von JhJ wieder einmal vorgenommen, auch wenn es schwer ist, Wege zu finden.
Wenn Sie uns helfen wollen, die „Flüge in die Freiheit“ weiterhin zu finanzieren, dann spenden Sie bitte auf das JhJ -Konto.
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