Es ist fast 30 Jahre her, da zerfiel Jugoslawien in einem blutigen Bürgerkrieg. Für viele Deutsche waren die Küsten Dalmatiens Urlaubsziele. Als dort Granaten einschlugen und Menschen starben, war das ein Schock. Bald gehörten auch Journalistinnen und Journalisten zu den Opfern. Das gab den Impuls, 1994 in Deutschland die "Reporter ohne Grenzen" (ROG) zu gründen. In Frankreich war mit "Reporters sans frontières" (RSF) schon 1985 die Kernzelle der Menschenrechtsorganisation entstanden, die sich inzwischen weltweit für die Medienfreiheit einsetzt.
Bei den Debatten in Paris vor der deutschen Gründung war ich dabei. Denn der SZ-Reporter Egon Scotland, mein Ehemann, gehörte zu den ersten Opfern des Krieges in Ex-Jugoslawien. Seine Freunde, darunter viele aus der SZ-Redaktion, hatten in Erinnerung an ihn 1993 bereits den Verein "Journalisten helfen Journalisten e. V." (JhJ) geschaffen, zur schnellen, unbürokratischen und solidarischen Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten.
Vor einem Vierteljahrhundert dachten wir noch, diese kollegiale Solidarität werde bald wieder überflüssig werden. Da waren wir naiv, denn seitdem gab es immer wieder neue Kriege, und Journalisten werden auch von korrupten Regierungen oder Drogenbaronen mit dem Tod bedroht. 2019 starben laut ROG weltweit 49 Journalistinnen und Journalisten, zehn allein in Mexiko. Viel mehr waren inhaftiert, vor allem in China, Ägypten, Saudi-Arabien und der Türkei. CSC