Brita Meyer-Osterkamp war für mich in meinen ersten Jahren im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks eine Kollegin, die auffiel, da sie Anfang der 1970er Jahre eine ausgezeichnete Dokumentation über die Psychische Deprivation von Kindern für die ARD gemacht hatte, ein Thema, das damals noch eher neu war. Ihr Film war getragen von großer Sensibilität und Empathie für menschliche Schicksale. Ich erinnere mich daran, dass ich glaubte, auch persönliche Betroffenheit aus diesem Film lesen zu können, der mir bis heute mit seinen starken Bildern und Texten gut erinnerlich ist.
Einige Jahre später wurden wir dann kollegiale Berufspartner in der Literatur-Sendereihe „Bücher beim Wort genommen“, die Brita für das Bayerische Fernsehen erfunden hat. Sie brachte die Belletristik ein, ich ergänzte durch politisch-gesellschaftliche Bücher. Später wechselten wir uns wöchentlich in der Sendereihe „LeseZeichen“ ab, produzierten auch jährlich eine gemeinsame, aktuelle Buchmessen-Sendung. Das war bisweilen mit großem Stress für unsere beiden Redaktionen verbunden, der aber erstaunlich freundschaftlich und konstruktiv bewältigt wurde. Dies vor allem, weil sie ein friedlicher, sehr sachbezogener, lösungsorientierter Mensch war, und von großer Freundlichkeit getragen.
Sie leitete ihre Redaktion mit großer Energie und mit Sachverstand, ihr Stil war von unprätentiöser Selbstsicherheit geprägt. Eine Frau in einer Leitungsfunktion, die früh ihren selbstverständlichen Weg ging und mit persönlichem Charme auch schwierige Debatten zu einem guten Ende zu führen verstand. Brita war auch ein politisch-gesellschaftlicher kluger Kopf und ein angenehmer Mensch.
So behalte ich sie in Erinnerung, dankbar mit ihr viele Jahre kollegial verbunden gewesen zu sein.
Prof. Jochen Kölsch