Die Corona-Pandemie bringt viele Journalisten in Gefahr, die in armen Ländern arbeiten. Ein Beispiel ist die Region um die Stadt Beni in der Provinz Nord Kivu der Demokratischen Republik Kongo. Dort ist gerade das Ende einer beinahe zwei jährigen Ebola-Epidemie mit 2273 Toten in Sicht, da kündigt sich die Corona-Pandemie mit bisher fünf Fällen in der Provinz an. Im ganzen Land registriert die Weltgesundheitsorganisation bisher 184 Fälle und 18 Tote.
In Zeiten von Ebola und Corona kommt den Journalisten eine wichtige Aufgabe zu. Sie müssen die Bevölkerung, insbesondere auf dem Land, über die Krankheiten aufklären und in der lokalen Sprache erklären, wie die Menschen sich schützen können. Die Radios, der wichtigste Informationskanal in vielen afrikanischen Ländern, lassen Experten zu Wort kommen, informieren über die Schutzmaßnahmen, die die Regierung anordnet, und veröffentlichen Statistiken über den Stand der Krankheit.
Bei der Recherche und bei der Arbeit in der Redaktion laufen die Journalisten unter anderem Gefahr, dass sie jemandem zu nahe kommen, der das Virus Sars-Cov-2 hat, aber es nicht weiß, da keine Symptome auftreten. Jackson Sivulyamwenge, Chefredakteur des Kommunalradios Moto Oicha hat daher mit seinem Team einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Unter anderem soll nun in wechselnden Schichten nur die Hälfte des zehnköpfigen Teams gleichzeitig in die Redaktion kommen, „damit die Kollegen den Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter einhalten können“, erklärt Sivulyamwenge. Die anwesenden Redakteure arbeiten jetzt in zwei verschiedenen Räumen statt nur in einem. Außerdem lässt das Radio nun mehr Zeit zwischen zwei Direktsendungen verstreichen, damit das Studio desinfiziert werden kann.
Schwieriger ist der Schutz während der Recherche. Oft halten die Journalisten nicht den Sicherheitsabstand zu den Interviewpartnern ein, weil sie keine Verlängerung fürs Mikrophon haben. Dimanche Kamathe, Chefredakteur des Radios Muungano Oicha, betont, dass gerade in einer Zeit der Pandemie jeder Journalist und jede Journalistin ein eigenes Aufnahmegerät mit Verlängerung oder Stativ haben sollte, um sich zu schützen. „Aber in vielen Radios haben wir vielleicht zwei Aufnahmegeräte für sechs Journalisten“, gibt er zu bedenken. Kamathe ist beunruhigt: „Die Gefahr, sich anzustecken, ist sehr groß, weil gerade die Radios auf dem Land nicht das Geld haben, das notwendige Material zu kaufen“. Den Radios fehlen neben Aufnahmegeräten, Stativen, Verlängerungen und Mikrophonen auch Gesichtsmasken, Desinfektionsmittel und Vorrichtungen, um die Hände zu waschen, wie Esdras Ndungo, Direktor des evangelischen Radios in Oicha bestätigt.
Privat leiden die Journalisten unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Die Preise für Lebensmittel sind auf den Märkten bereits deutlich gestiegen. Das trifft die Journalisten hart. Denn ihr Lohn ist derart gering, dass er schon in normalen Zeiten nicht zum Leben reicht. Amos Mukangasa, der für einen Haushalt mit neun Personen verantwortlich ist, sagt: „Vor der Pandemie haben wir drei Mal am Tag essen können. Jetzt reicht es nur noch für zwei magere Mahlzeiten. Ich fürchte, dass wir uns bald nur noch eine Mahlzeit leisten können.“ Weil die Journalisten von ihrem Lohn nicht leben können, betreiben viele eigene Felder, um wenigstens eine gewisse Menge an Nahrung zu sichern. Mukangasa muss sich in der jetzigen Lage entscheiden, ob er seinen Acker bestellt, oder ob er zur Arbeit kommt und die Bevölkerung aufklärt.
Erschwert wird die Lage dadurch, dass zahlreiche Milizen die Bevölkerung drangsalieren. Seit 2014 mordet, plündert und vergewaltigt die besonders brutale Gruppe ADF in der Region, die einst aus dem Nachbarland Uganda einsickerte. 3000 Menschen sind schon ums Leben gekommen. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Muhindo Mapenzi Pascal, Radio Moto Oicha (Übersetzung Judith Raupp)